Prokrastination vs. Prekrastination: Was macht mir Stress bei der Arbeit?
Prokrastination und Prekrastination sind wie die zwei Seiten derselben Medaille, nämlich der Medaille eines Menschen, dessen Arbeitsprozesse nicht optimal laufen. Was Prokrastination und Prekrastination genau bedeuten, wie sie sich zeigen und was sie für Auswirkungen haben, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Die Prokrastination: Besser zu spät als nie?
Aufschieben, vermeiden, weglegen, nicht erledigen: Prokrastinieren kennen wir doch alle. Aufgaben, die uns nicht wirklich schmecken und gelinde gesagt “turbo” nerven, werden schon mal gerne aufgeschoben. So lange, bis es zu Stress führt. Die Steuererklärung steht an, die Abgabe für die schriftliche Hausarbeit, ein Prüfungstermin rückt näher oder im Job muss eine wichtige Präsentation vorbereitet werden. Es ist ein pathologisches Verhalten und teilweise ernstzunehmende Arbeitsstörung. Dieses antrainierte Verhalten wird durch Vermeidung von unangenehmen Aufgaben weiter verstärkt. Dabei ist jeder 5. Deutsche von Prokrastination betroffen. Das sind ca. 20% der Bevölkerung. Beamte machen das sogar beruflich. Die werden da rausgerechnet… Bei Studenten haben Studien sogar gezeigt, dass 80 bis 90 Prozent gelegentlich prokrastinieren. Vielleicht sagen deshalb so viele, dass wir so viel Freizeit haben und faul sind? Und was heißt überhaupt gelegentlich? Ganze 75 Prozent prokrastinieren mehr und 20 bis 40 Prozent haben ernsthafte Schwierigkeiten mit dem Thema Prokrastination. Aber wieso sind Studenten davon so massiv betroffen? Vielleicht ist es die Tatsache, dass man sein Studium oft selbst organisieren muss und nicht komplett selbständig ist. Komplett in die Selbständigkeit reingeballert, muss man seinen Shit erledigen. Im Studium kann man immer sagen: Jaaaa, das passt schon nächste Woche. In der Regel sieht Prokrastination immer gleich aus. Am Anfang hat man einen kleinen Motivationsschub, um eine Aufgabe zu starten, welcher aber schnell abflacht und sich dann eine Weile nicht mehr zeigt. Bis kurz vor dem Abgabetermin der Aufgabe, wobei hier auch nicht wirklich von einer Motivation zu sprechen ist, da man gezwungen ist, die Aufgabe zu erledigen, was dann auch oft zu Stress führt. Um das mal wieder gestalterisch zu untermalen, habe ich ein weiteres Kunstwerk von mir aus meiner Abstrakten Phase hinzugefügt, welches den philosophischen Titel *räuspern*„AHHHHHHH!“ trägt.
Wieso prokrastinieren wir?
Kurz und knackig: It´s the human nature! Den Weg mit dem geringsten Widerstand zu wählen ist oftmals der attraktivste Weg. Wieso? Naja, es spart Energie und Aufwand. Und dieses Prinzip ist Teil des Prokrastinierens. Wenn eine Aufgabe Energie kostet, ist der Weg mit dem geringeren Widerstand, die Aufgabe einfach nicht zu machen! Nur weil etwas einen geringen Widerstand hat, heißt es nicht, dass es logisch ist, diesen Weg zu gehen. Dasselbe Prinzip steckt auch hinter Projektmanagement. Ich meine, klar, ich kann mir jetzt den Aufwand machen und ein Projekt penible vorbereiten, um dann später leichter arbeiten zu können! Aber hey, wieso nicht einfach ohne Vorbereitung da reinbrettern und dann komplett überfordert sein, wenn die ersten richtigen Hindernisse und Auflagen kommen? Ist doch auch gleich viel spannender! Dieser Effekt wird auch oft Paradoxon der Prokrastination genannt. Bei dem Versuch, eine Aufgabe zu erleichtern, machen wir sie nur schwerer. Wir sparen nur indirekt Energie, da wir diese gegen Ende unter Stress, der noch energieraubender ist, direkt wieder rausblasen. Zusätzlich kommt es zu einem schlechten Gewissen, zum überhöhten Stress, zur Unordnung, …. Oftmals liegt es einfach daran, dass die Prioritäten nicht richtig gesetzt werden. Anstatt die Hausarbeiten fürs Studium zu erledigen, könnte man auch die Küche in der WG putzen. Ist doch auch produktiv! Ja, bringt aber einen nicht wirklich weiter. Hier übrigens noch mal ein schönes Schaubild für euch. Nächstes Mal verwende ich etwas mehr Farbe… versprochen 😊
Das Dauer-Prokrastinieren ist auf keinen Fall gesund. Der erhöhte Stress-Schub beim Erledigen der fast überfälligen Aufgabe kann enorme gesundheitliche Probleme mit sich bringen. Zu diesen gehören beispielsweise Dauerstress, Burnout oder Depressionen. Zusätzlich kann unser eigenes Selbstbewusstsein darunter leiden.Prokrastination überwinden
Was kann man also dagegen machen?
- Aufgaben, sobald sie eintrudeln, schnell einsortieren und priorisieren. Diese kann man dann je nach Priorität zu einem passenden Zeitpunkt bearbeiten
- Bewusstheit schaffen: Sobald ihr wisst, dass ihr aktiv prokrastiniert, sollt ihr (zumindest) versuchen, dagegen zu steuern.
- Formuliert eure Aufgaben konkret aus, sodass ihr direkt wisst, was zu tun ist
- Kommt in den Tun-/Flo-Modus und lasst euch nicht ablenken: Hier kann die Pomodoro-Technik helfen
- Ist eine Aufgabe zu groß, um sie auf einmal zu erledigen, teilt sie in mehrere kleinen Aufgaben auf
- Sucht euch frühe Erfolge, also kleine Aufgaben, die du schnell erledigen kannst. Diese pushen euch nach vorne!
- Don´t zweifel an dir: Rede dich nicht schlecht, sondern pack es an!
- Übertreibt es nicht: Bleibt realistisch und versucht, nicht zu viel auf einmal zu machen, sonst geht eure Motivation wieder schnell flöten.
- „Nein” sagen lernen: Wenn ihr eigentlich keine Zeit habt und eh schon im Verzug mit euren Aufgaben seid, kann es auch mal helfen, zu manchen Aufgaben auch mal “nein” zu sagen.
Die Prekrastination: Der frühe Vogel fängt den Wurm
Wir haben uns nun die bekannte Prokrastination angeschaut, aber was ist mit ihrem unbekannten Verwandten, der Prekrastination. DAM DAM DAAAAAM! Hört sich komisch an, aber die Prekrastination ist genau so interessant wie die Prokrastination. Im Prinzip geht es darum, Aufgaben nicht aufzuschieben, sondern diese so schnell und frühzeitig wie möglich abzufrühstücken, um sie aus dem Kopf zu bekommen. Auch hier glänze ich wieder mit einem von mir kreierten Schaubild, das die zwei Typen aufzeigt.
Abbildung 3: Pro- vs. Prekrastinierer Ein Prekrastinierer hat man eine lange Phase mit viel Stress und einem schnellen Abfall des Stresses, dem die Entspannung folgt. Beim Prokrastinierer ist der Ablauf umgekehrt. Keines der beiden Fälle ist gesund, da bei beiden ein hohes Stresslevel vorhanden ist. Beim Prekrastinierer ist es üblich, dass die eigene To-Do-Liste Aufgabe um Aufgabe wächst, wodurch der Stress immer größer wird. Dabei sind diese Aufgaben nicht mal wichtig. Also schaufelt man immer weiter irgendwelche Pseudo-Aufgaben in sich rein und platzt dann irgendwann an Überarbeitung… Dazu kommt noch das Gefühl, alle Aufgaben so schnell wie möglich abarbeiten zu müssen. Was für eine grandiose Kombi: Immer mehr Aufgaben in immer kürzerer Zeit. Das kann nur gut werden! Das Gefühl, das dabei aufkommt, ist, dass die Sachen sofort von der Liste müssen, damit man nicht mehr darüber nachdenken muss. Abgaben und Deadlines können diesen Wahn und Druck noch weiter verstärken. Es ist also mehr ein innerer Zwang, die Aufgaben zu erledigen. Es fühlt sich an, als müsste man sich so verhalten. David Rosenbaum, der Psychologe an der Pennsylvania State University, wollte dies testen. Dabei gab es zwei Eimer, welche auf einer Strecke zwischen Start und Ziel standen. Der leichte Eimer stand näher am Ziel als der schwerere. Logischerweise würde man loslaufen und sich den leichten Eimer schnappen. Er ist näher am Ziel und auch noch leichter. What a win! Jaaaa, aber nicht für die Prekrastinierer! Diese entschieden sich immer für den ersten Eimer, da sich diese Aufgabe direkt anpacken können, obwohl sie wussten, dass dieser Eimer mehr körperliche Anstrengung verursachte. Dieser Zwang etwas abzuhaken, um es aus dem Kopf zu bekommen, muss dabei nicht mal produktiv, Effizienz oder qualitativ sein. Bekanntlich passieren unter Druck und Stress erst recht Fehler. Da hätte man sich den ganzen Stress ja sparen können. Einmal das Ticket zum Burnout bitteee!Lässt sich etwas gegen Prekrastination tun?
Ja! Natürlich! Wie auch beim Prokrastinieren, gibt es hier Abhilfe:
- Auch hier: Bewusstsein schaffen. Sobald ihr wisst, dass ihr zu diesem Typus gehört, kann das schon weiterhelfen.
- Überdenkt eure Prioritäten. Muss ich das wirklich sofort erledigen oder kann das warten?
- Räum auf. Schau dir deine „To-Dos“ an und überlege dir, was unnötig ist und was du streichen kannst. Hier könnte zum Beispiel das Eisenhower-Prinzip helfen.
- Plane To-Relax ein: Wenn du gerade am Anfang stehst und etwas verändern willst, können solche Aufgaben Wunder bewirken, da du gewöhnt bist, dir To-Dos zu schreiben. Diese sollen dich jedoch dazu zwingen, dich zu entspannen und für dich selbst zu sorgen.
- Setzt euch gerne ein Verhältnis: Beispielsweise 50 Prozent To-Dos und 50 Prozent To-Relax
- Ab wann kannst du von Fortschritt sprechen? Heute muss ich noch zehn Seiten für die Hausarbeit schreiben, dann habe ich Fortschritt gemacht. Ja, in der Theorie schon, aber wenn du noch zwei Monate bis zur Abgabe hast und insgesamt nur 15 Seiten schreiben musst, sind zehn Seiten auf jeden Fall zu viel.
- Definiere den Begriff “Fortschritt” für dich neu. Auch wenn du mal nur eine Viertel Seite schreibst oder eine wichtige Quelle durchließt, kannst du von einem Fortschritt sprechen. Step by Step.
- Was sind deine Stellenwerte? Wie viel Energie willst du wirklich in bestimmte Bereiche stecken? Kann es sein, dass du alles in eins steckst und die Familie zum Beispiel viel zu kurz kommt? Setzt dir selbst Rahmenbedingungen und schränke dich ein
- Erfinde für dich und deinen Alltag allgemeine Regeln. Diese können zum Beispiel sein:
- Nicht mehr als fünf To-Dos am Tag
- E-Mails nur einmal am Tag anschauen
- Sonntags keine To-Dos?
- Nur To-Dos mit Priorität A oder B aufschreiben
- Zeitslots einplanen, indem entspannt werden soll
- … die Möglichkeiten sind hier endlos.
Ob Prokrastination oder Prekrastination: Beide Wege sorgen für Stress und fehlerhafte Arbeitsweise. Versucht es daher, einen Mittelweg zu finden, und achtet dabei auf eure psychische und physische Auslastung. GÖNNT EUCH PAUSEN! Es ist keine Schande, mal weniger zu machen. Auch eine kleine Aufgabe ist schon ein Erfolg! Es ist keine Schande, mal langsamer zu arbeiten. Fortschritt entsteht nach und nach! Es ist keine Schande, sich Hilfe zu holen. Wenn ihr merkt, ihr schafft es nicht alleine, dann holt euch Hilfe. Ein Psychologe kann euch bei Burnout, Prokrastination und Prekrastination helfen. Im ersten Schritt kann es auch helfen, einfach mit einem Freund oder der Familie zu reden, da euch diese Personen einen anderen Blickwinkel auf die Situation bieten können.
Das könnte Dich auch interessieren
Durchblick im Daten-Dschungel – MySQL Workbench und ER-Diagramme
Überblickst du deine Datenbank noch oder fehlt dir der Durchblick bei den verschiedenen Beziehungen der Tabellen? MySQL Workbench bringt von Haus aus das Tool ...
Urlaubsplanung mit ChatGPT – Ab in den Urlaub #2 – Jetzt erst recht!
Die Reise mit dem Hovercraft nach Island war ja schön und gut, aber Island ist mir etwas zu klein, um mit meinem Hovercraft hinüberweg zu düsen. Also…. auf...
Halunken Hack – der Hackathon der Internet Halunken
Kennt ihr das? Ihr habt unzählige Ideen und Optimierungsvorschläge im Sinn. Das einzige was euch hindert ist die fehlende Gelegenheit zur Realisierung eurer I...