Agiles Projektmanagement – der (veränderliche) Weg ist das Ziel
Die digitale Welt befindet sich im ständigen Wandel und unterliegt häufigen Veränderungen. Bei Projekten, bei welchen das Ziel oder der genaue Projektverlauf zu Beginn nicht bekannt sind, ist Veränderlichkeit von großer Bedeutung.
Agiles Projektmanagement
Wie man aufgrund der Bezeichnung bereits vermuten könnte, beschreibt das „agile Projektmanagement“ eine veränderliche, also agile, Arbeitsweise. Dabei wird das Hauptaugenmerkt auf die Stakeholder, die beteiligten Personen und Interaktionen gelegt, welchen der Vorrang vor Prozessen und Werkzeugen eingeräumt wird. Wichtiger sind funktionierende Produkte. Zudem zeichnet sich das agile Projektmanagement durch die große Variabilität und Flexibilität der Lösungsstrategien und Anforderungen aus und kann durch verschiedene Methoden umgesetzt werden. Eine essentielle Methode wird durch die Scrum-Methode verkörpert.
Die Scrum – Methode
Scrum bedeutet „Gedränge“ und ist ein typischer Begriff aus dem Rugby, welcher dort einen dichten Haufen von Spielern beschreibt. Im Rugby ist eine gute, dynamische und flexible Teamarbeit essentiell. Ebenso ist dies beim agilen Projektmanagement der Fall, in welchem der Erfolg eines Projekts durch eine veränderliche Zusammenarbeit im Team erfolgt. Schnell und kostengünstig soll die Entwicklung sein, als Ergebnis ist ein hochwertiges Produkt gewünscht, wobei all das auf einer vorher formulierten Version basiert. Die Lösungen, die zum gewünschten Endergebnis führen, basieren auf den ständigen Zwischenergebnissen, die aufgrund eines inkrementellen Prozesses entstehen. Starre Zeitpläne und Prozesse sowie unzureichende Interaktionen werden durch kontinuierliche Änderungen und selbstorganisierte Teams ersetzt.
Die Rollen
Der inkrementelle und iterative Prozess der „Gedränge“-Methode wird von einem Product Owner gesteuert. Während dieser die fachlichen Anforderungen an das Produkt im Product Backlog festhält, welche in Form einer User Story formuliert sein können, liefert das interdisziplinär besetzte Entwicklungsteam die gewünschten Produktfunktionalitäten. Die Person, die als Scrum-Master im Scrum-Team agiert, umfasst die Rolle des Managers, dem die Beseitigung jeglicher Hindernisse, die den Prozess verzögern könnten, zuteilwird.
Der erste Schritt – das Product Backlog
Der Arbeitsweg des Scrum-Teams basiert auf den vom Product Owner definierten Anforderungen an das Produkt, die im Produkt Backlog festgehalten werden und an deren Umsetzung das Entwicklungsteam zum Zuge kommt. Die fachlichen und anwenderorientierten Anforderungen können von dem Anwender in einfachen Worten zusammengefasst werden und bilden somit die User Story. Zudem unterliegt der Product Backlog einem laufenden Prozess der Weiterentwicklung, welche auf der Zusammenarbeit des Product Owners und des Entwicklungsteam begründet ist. In der Fachsprache wird dieser Prozess als Product Backlog Refinement bezeichnet.
Sprints
Aus Basis des Product Backlog definieren sich die Aufgaben des Entwicklungsteams, welches die Anforderungen auf der Grundlage eines Plans umsetzt, welcher sich aus Sprints und Releases zusammensetzt. Ein Sprint bringt das gesamte Scrum-Team durch eine zyklische Arbeitsweise zum Ziel, indem ein kontinuierlicher Fortschritt im Rahmen mehrerer 1- bis 4- wöchiger Zyklen, welche die gleiche Zeitspanne umfassen, vorgeschrieben wird. Als Ergebnis eines Sprints steht ein funktionsfähiges Produktinkrement. Die Freigabe einer Produktversion findet in einem Release statt. Eine Besonderheit des Sprints ist, dass dieser nicht agil ist. Arbeitet das Entwicklungsteam in einem Sprint, ist es dem Product Owner nicht erlaubt, die Anforderungen anzupassen.
Ein Sprint gliedert sich in vier Bestandteile:
Im ersten Schritt findet das Sprint Planning statt, bei dem das Ziel des nächstens Sprints festgelegt wird. Das Entwicklungsteam gibt an, welche Anforderungen für die Erreichung des Ziels umgesetzt werden müssen und schätzt den entstehenden Aufwand ein. Auf Basis dieser Einschätzung und den vergebenen Prioritäten, ist es die Aufgabe des Entwicklungsteams, Anforderungen für den nächsten Sprint im Sprint Backlog festzuhalten und diese Anforderungen im Sprint umzusetzen. Dabei werden der Fortschritt und der tägliche Restaufwand dokumentiert. Als Start in jeden Tag steht ein Daily Scrum auf dem Programm, welcher den Zweck des Informationsaustauschs erfüllt. Spätestens dann macht sich bemerkbar, ob eine angesetzte Aufgabe in der gegebenen Zeit gelöst werden kann oder ob mehr Zeit beansprucht wird. Ist eine Aufgabe nicht in der gegebenen Zeit zu lösen gilt es, diese Aufgabe in kleinere Aufgaben einzuteilen. Der Sinn dahinter ist der, dass diese Aufgaben unter den Mitgliedern des Entwicklungsteam verteilt werden können. Fragen, die bei einem Daily Scrum nicht in der dafür eingeplanten Zeit beantwortet werden können werden an den Scrum Master übergeben oder bei einem späteren Treffen beantwortet. Im vorletzten Schritt eines Sprints steht eine Sprint – Review. Das Entwicklungsteam präsentiert dem Product Owner und den Stakeholdern die Ergebnisse und prüft, ob das Ziel erreicht wurde. In diesem Schritt ist die Beteiligung von Kunden und Anwendern relevant, da diese die fertige Funktionalität des Inkrements nutzen und bewerten. Ein Sprint-Prozess endet mit der Sprint – Retrospektive, in welcher die bisherigen Arbeitsweisen überprüft werden mit dem Ziel, diese in Zukunft effizienter zu gestalten. Dabei wird das gesamte Scrum-Team vom Scrum-Master unterstützt, um gute Praktiken und Verbesserungen zu finden. Zudem können in diesem Schritt Verbesserungsmaßnahmen geplant werden und Verantwortlichkeiten geklärt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Teamgefühl gestärkt wird und ein produktiveres Arbeiten gewährleistet werden kann. Ist es der Fall, dass ein Kunde während des Prozesses aktiv eingebunden war, macht es eventuell Sinn, diesen auch bei der Retrospektive einzubinden, insbesondere wenn die Zusammenarbeit nicht reibungslos abgelaufen ist. Somit dient die Retrospektive vor allem zur Datensammlung und der Gewinnung von Erkenntnissen. Eine Retrospektive gliedert sich in fünf Phasen. In manchen Fällen ist es sinnvoll, einen Moderator hinzuzuziehen, welcher das Scrum-Team durch verschiedene Methoden leitet.
Fazit
Die Vorteile der Scrum – Methode sind zum einen, dass es nicht notwendig ist, sich viele komplizierte Regeln einzuprägen. Diese Methode ist leicht verständlich und schnell einführbar. Zudem bietet sie durch adaptives Planen kurze Kommunikationswege und eine hohe Agilität. Aufgrund des Selbstorganisierten Handelns innerhalb der Teams ist eine hohe Effektivität geboten und neue Projekte können zeitnah realisiert wrden Aufgrund der festgelegten, regelmäßigen Meetings wird außerdem eine hohe Transparenz gewährleistet. Trotzdem bietet diese Methode keinen Gesamtüberblick über die komplette Projektstrecke. Darin besteht jedoch auch ein erheblicher Vorteil, denn wer kann sich schon auf alles konzentrieren? Obacht ist trotzdem geboten, denn die „Tunnelblick-Gefahr“ besteht weiterhin. Zusammengefasst ist es sinnvoll, Projekte mit Methoden des agilen Projektmanagements zu planen. Dies gilt insbesondere für Projekte, bei welchen das Ziel oder der genaue Projektverlauf nicht zu Beginn bekannt ist.
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